dicke bücher am feuer #1
MELVILLE & MOBY DICK
in der ROTEN KUGEL am 21.&22.10./4.&5.11.23

dicke bücher am feuer #1
Melville & Moby Dick

Mit dicke bücher am feuer verwirklicht die Hinterlandbühne Rügen in den Wintermonaten 23/24 erstmals ein lang gehegtes Projekt: eine fortlaufende szenische Lesereihe, die am wärmenden Feuer der ROTEN KUGEL schwergewichtige Weltliteratur zu Gehör und zu Gesicht bringt. Im Mittelpunkt stehen Werke, die zwar allen bekannt sein dürften, aber wer hat denn tatsächlich noch Zeit sie zu lesen?

In der ROTEN KUGEL werden die dicken bücher lesend neu entdeckt, beleuchtet, szenisch umgesetzt, bebildert und musikalisch erfahrbar gemacht. Fast wie nebenbei werden auch der Autor und die Zeitumstände, in denen das Werk entstand, sichtbar. Und das lohnt sich!

Den Startschuß für die LesePerformances setzen Melville & Moby Dick:

Samstag, 21. und Sonntag, 22.10.2023
Samstag, 4. und Sonntag, 5.11.2023
jeweils um 20 Uhr in der ROTEN KUGEL

15,-€/ ermäßigt 10,-€
Karten können unter 0176 78 424 711 reserviert werden
oder sie nutzen unser Kontaktformular.

von 18-19.30 Uhr kann man sich mit Flammkuchen und Getränken für den Abend stärken

Anatomie eines Pottwals, Collage

Melville & Moby Dick

„Ich bin durch Bibliotheken geschwommen
und über Weltmeere gesegelt.“

„Soweit es mich betrifft, als Individuum und unabhängig vom Geldbeutel, ist es mein herzliches Verlangen, solche Bücher zu schreiben, die man gemeinhin als „gescheitert“ bezeichnet“, kommentierte Melville seine Motivation zu Schreiben.“

Das ist ihm mit Moby Dick gelungen. Sein Meisterwerk war zu seinen Lebzeiten ein totaler Flop.

„Sein Genius war zu groß“ bemerkte eine seiner Enkelinnen später, „um damit seine Familie mit vier Kindern ernähren zu können.“

Er selbst bekannte freimütig: „Es wird aber doch, fürchte ich, ein seltsames Buch werden; Walspeck bleibt nun einmal Walspeck; obwohl man Öl daraus gewinnen kann, quillt doch die Poesie so zäh hervor wie der Saft aus einem erfrorenen Ahornbaum; – um das Ganze aufzukochen, muss man schlechterdings eine Prise Phantasie beigeben, was der Natur nach die Sache so plump anmuten lässt, wie die Hopser und Walzer der Wale selbst. Trotzdem will ich die Sache wahrheitsgemäß darstellen.“

Es sieht fast so aus, als konnte Melville sich nicht besonders gut verkaufen. Mit seiner Bescheidenheit und Ironie, gepaart mit schwerwiegender Kritik an seinen Zeitgenossen, machte er es sich selbst nicht leicht, und die ersehnte Anerkennung blieb aus.

Melville erkannte radikaler und pessimistischer als jeder andere amerikanische Schriftsteller seiner Zeit den krisenhaften Orientierungsverlust nicht nur Amerikas, sondern des modernen Menschen insgesamt. Er prangert den oberflächlichen Optimismus, Materialismus und Fortschrittsglauben seiner Zeit an und erteilt gleichzeitig der romantischen Naturfrömmigkeit und Ichverlorenheit des Transzendentalismus eine Absage. Mit Moby Dick überschritt Melville den Erwartungshorizont seiner Zeitgenossen so grundlegend, dass sie den Roman ablehnten oder ignorierten.

Melvilles düstere Vorausahnung des aufkommenden faschistischen Totalitarismus im 20. Jahrhundert machen ihn zu einem Vorläufer der Moderne.

Regie: Maike Krause

Skript: Boris Hruschka, Maike Krause

Darsteller: Niklas Brubach, Boris Hruschka

Licht/ Ton: Tom Waigand, Peggy Skott

Logo des Fonds für Vorpommern und das östliche Mecklenburg

Quellen:
Arno Heller, Hermann Melville
Herman Melville, Moby Dick
Herman Melville, ein Leben, Briefe und Tagebücher, herausgegeben von Daniel Göske

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